und dennoch gilt: man sollte als Entwickler bei einer Schiene bleiben, die man auf Grund von Erfahrung/Routine mittlerweile beherrscht;
der Umstieg auf eine neue Schiene birgt meist mehr Risiken/Fehler als der Nutzen bringen würde;
es klingt jetzt dramatisch, aber ein 50jg. Entwickler, der auf was neues umsteigen soll, birgt mehr Risiken als wenn er beim alten bleibt;
YMMD
Selten so viele Vorurteile gelesen - die Praxis sieht aus eigener Erfahrung ganz anders aus!
Ich bin ja kein Softwareentwickler, kenne aber einige Vollblutler. Mal abgesehen von verschiedenen Charakteren (Methodikfetischisten über Codeoptimierungsfreaks, Lastenheftfanatiker, Testing-Päbste bis hin zu Early-Adaptors) haben engagierte Softwareentwickler unabhängig ihres Alters (!) immer auch ein hohes Maß an Flexibilität und Neutralität und Interesse an der Weiterentwicklung der eigenen Fähigkeiten sowie Neugier.
Fehler in der Entwicklung geschehen doch gerade aus der Routine heraus - besonders in Team durch Fehlannahmen und Missverständnisse. Das ist menschlich. Ich kenne niemanden der absichtlich Fehler begeht (das wäre dann ja auch kein Fehler sondern Vorsatz oder Nachlässigkeit).
Offen für neue Techniken, Programmiersprachen und Innovation gehört zum Leben dazu.
Das bedeutet nicht alles Neue sofort zu glorifizieren - aber auch nicht Veraltetes voreingenommen auf Biegen und Brechen zu verteidigen.
Ein alter Elektronikentwickler baut heute auch keine Röhren mehr (außer in speziellen Hochleistungssendern) sondern verwendete schon vor 30 Jahren Hybridmodule, gefolgt von Halbleitern in Silzium, Galliumarsenid und Galliumnitrid.
Dabei konnten Kenntnisse aus der alten Röhrenzeit für sehr effektive moderne Halbleiterschaltungen liefern.
Es gibt ja nicht nur disruptive Innovation sondern auch evolutionäre Innovation und manchmal sogar revolutionäre Innovation!
Gehen wir kurz zum Autovergleich: Eine alte Autobatterie mit Bleisäure hält in der Regel keine 10 Jahre (ohne Garage im Winter), meine Blei-Vlies-Batterie hat inzwischen den 15. Winter erfolgreich überstanden und schwächelt noch immer nicht. Die Qualitätsverbesserung bezieht sich hier nicht mal auf neue elektrochemische Prozesse (wie z.B. Lithium-Ionen-Technologie) sondern lediglich die Optimierung der Konstruktion, Fertigung und Gestaltung einzelner Batteriekomponenten.
Dass ein 50jg. Entwickler lieber bei seinen alten Kartoffeln bleiben soll, weil er ansonsten ein Risiko darstellt ist aus meiner Sicht altersdiskriminierend!
Aus meiner Berufspraxis habe ich gelernt, dass gerade die älteren (sofern kein Brett vor dem Kopf und nicht unmotiviert) die perfekten Ratgeber sind und neue Technologien mit ihrem umfangreichen Erfahrungsschatz und offener Herangehensweise zielorientiert und kritisch betrachten. Dabei helfen sie den jüngeren unerfahrenen Kollegen einerseits Risiken zu entdecken, Hinweise zu geben und können dennoch offen und fördernd neue Technologien gegenüberzustehen.
Gerade die älteren Kollegen versuchen in Projekten öfters "alte gewohnte Herangehensweisen" mit neuen Techniken und Technologien zu verwenden. Nur wer dies offen und engagiert versucht, wird die tatsächlichen Vor- und Nachteile erkennen und kann einen echten Beitrag dazu leisten Neues zügig und sicher in die Praxis zu befördern.
Richtig ist aber auch, dass wenn ein "alter unmotivierter Sack" von C auf Rust gezwungen wird - sicher ein Risiko darstellt. Das gilt aber in allen Bereichen, denn ein alter "KFZ-Mechaniker" der die ganze Elektrokacke nicht leiden kann (und mangels Ausbildung / Weiterbildung auch praktisch nicht anwenden kann), dürfte in einer modernen KFZ-Werkstatt weitgehend überflüssig sein. Denn selbst "rein mechanische Arbeiten" wie das Wechseln von Bremsbelägen geht heute (mit elektronisch gesteuerten Handbremsen) auch nur noch mit dem Drecks-Laptop...
Dennoch ist es nicht notwendig Mitarbeiter kurz vor ihrem Ruhestand auf neue Themen zu zwingen. Stattdessen können diese immer noch im Bereich der Ausbildung oder (wenn es nicht anders geht) als Handlanger eingesetzt werden (wobei das unabhängig von der Anerkennung und der Stellung in der Firma ist). Man sieht ja immer öfter das ehemalige Werkstattmeister heute als Kundenberater im Service tätig sind - ist auch besser für die Bandscheiben.
Ich bin heilfroh, nie mit einem "älteren Kollegen" konfrotniert gewesen zu sein der sich neuen Technologien verschlossen.
Wär ja nochmal schöner wenn es heute noch Plumsklos, 8-Bit-Betriebssysteme oder "meine Applikationen schreibe ich gewohnheitsmäßig in Assembler weil ich Hochsprachen nicht vertraue"-Leuten gäbe.
Arbeitgeber können sich solche Zukunftsverweigerer auch nicht leisten.
Nein - ein guter Entwickler (egal in welchem Bereich) hat die Fähigkeit seine Tools, Programmier-, Simulations-, Analyse und Messtechniken, Kenntnisse samt Erfahrungen offen und ohne starre Fixierung im Dackelblick auf ein einzelnes Arbeitswerkzeug zu verwenden.
Und nochmal zu dem Risiko welches alte Entwickler angeblich darstellen:
Es ist die Hauptaufgabe eines Entwicklungsleiters seine Leute kompetenz- und projektbezogen richtig einzusetzen!
Perfekt erfüllt ein Entwicklungsleiter seine Aufgabe dann, wenn seine Leute immer auch eine 5%-Neuheitsschwelle mit in ihre Aufgaben bekommen. Je nach Projekt kann diese Zusatzherausforderung notfalls auf andere Kollegen verschoben werden, wenn es im Projektplan nicht mehr passt. Dadurch hat man eine Art stetige Praxisfortbildung.
Den Charakter eines Menschen und insbesondere dessen (intellektuelle) Belastbarkeit und Flexibilität gilt es dabei natürlich zu berücksichtigen.
Dabei ist es nicht verwerflich manche Leute in der "zweiten Reihe" einzusetzen - manche wollen auch genau das und fördern den Zusammenhalt im Team nicht auf fachlicher Front sondern auf menschlicher Ebene (Stichwort: gute Seele des Teams).
Also nein!
Ältere Mitarbeiter sind kein Risiko - karrieregeile unfähige Führungskräfte ohne Menschenkentniss, mit Dackelblick, innovationsverweigernder Haltung und fehlender neutraler Auffasungsgabe sind durch ihre Führungsschwäche und Fehlentscheidungen ein Risikofaktor durch den falschen (falsch erzwungenen) Einsatz ihrer Mitarbeiter!
Nicht umsonst sind Hochschulprofs angehalten alle paar Jahre ein Semseter in der Industrie zu verbringen oder die Lehrtätigkeit vorübergehend für Projekte mit neuen Technologien / Forschungsthemen zu verbinden. Dadurch bleiben die Lehrinhalte aktuell, können sich weiterentwickeln und die Studis sind fit für den Einstieg in den Beruf, die Forschung und ganz allgemein befähigt für das lebenslange Lernen und die fortwährende Weiterentwicklung.
Das ist die Grundvoraussetzung für ein zufriedenes (inzwischen je nach Ausbildungsweg ca. 53-57 Jahre dauerndes) Berufsleben bis zum regulären Renteneintritt.
Kurzum wer rastet der rostet und wer nicht offen und flexibel ist wird abgehängt.
Ich liebe es wenn ich (U50) mit Ü50 Kollegen nach einem heftigen Brainstorming neue Ideen mit alter Erfahrung zu innovativen, modernen und sichereren Lösungen bringen kann. Was gibt es Besseres als ein gemeinsam erarbeitetes neues Design.
Es ist die schönste Situation wenn man nach solchen Erfolgen Nachmittags gemeinsam im Büro sitzt, der Chef reinkommt und bereits auf den ersten Blick erkennt dass hier und heute was geleistet wurde. "Na, heute habt ihr scheinbar was tolles geschafft?"
Hier bei netcup schließt sich der Kreis mit dem modernen Zeug:
EInzelne Forenmitglieder verwenden ja inwzischen auch so einen neuartigen (gar nicht richtig 'greifbaren') virtuellen Server...
Was soll das sein? Virtueller Server?
Ist doch ein Widerspruch in sich!
Neumodischer Scheißdreck, geht nix über echte Hardware, wie meinen guten Amiga 500 mit Kickstart in einem echten physikalischem ROM!!!!eins!!elf!1!