Datenrettung einer SSD-Festplatte

  • Moin Moin,


    ich habe aktuell eine SSD Festplatte (Intenso SSD 2.5 Zoll 128GB SATA III Top, gekauft im August 2017) einer Bekannten vorliegen. Auf der Festplatte liegt das Betriebssystem (Windows 10, 64bit) + sämtliche private Daten. Der Computer wurde allgemein für Office Anwendungen (Dokumente, Mail, Internet etc.) genutzt und nicht sonderlich beansprucht.


    Mir wurde mitgeteilt, dass der Computer gestartet wurde und nach ein paar Minuten im Leerlauf unbeobachtet wohl abgestürzt sei. Seit dem wird die Festplatte nur noch sporadisch im BIOS erkannt und Windows (separates System) erkennt die Festplatte meist nicht und wenn soll diese vor Benutzung formatiert werden.


    Eine Datensicherung wurde nur sporadisch durchgeführt und beinhaltet auch längst nicht alle Daten. Somit ist der Versuch einer Datenrettung unausweichlich.


    Kennt ihr eventuell gute Programme zur Datenrettung (Windows / Linux / Live-CD) und gibt es überhaupt Möglichkeiten die Festplatte kurzweilig wieder einzubinden um eine Datenrettung überhaupt erst möglich zu machen?


    Oder sollte man die Festplatte am besten direkt zu einem professionellen Datenrettungsunternehmen schicken? Wenn ja, welche könnt ihr empfehlen?



    Danke schon mal ;)

  • Bei SSDs hilft es häufig, sie für ca. eine Stunde (oder länger) ausschließlich an den Strom zu hängen, also ohne Daten. Viele SSDs versuchen sich dann selbst zu reparieren. Ob es auch bei solchen sporadischen Problemen hilft weiß ich jedoch nicht... Aber ein Versuch sollte es ja Wert sein

  • Puh... Ich hatte einen ähnlichen Fall mit einer Samsung EVO 860 - nur dass diese nach einem halben Jahr komplett weggestorben ist. D.h. sie wird nicht einmal mehr im BIOS erkannt - da das bei mir aber nur eine Bootplatte für eine KVM-Umgebung, wo keine VM-Daten drauf lagen, war das kein Problem sie zu ersetzen. Dass Deine Problem-SSD nun nur sporadisch im BIOS aufscheint, kommt mir eigenartig vor.


    Ich würde an Deiner Stelle einmal das Abwegigste in Betracht ziehen und schauen, ob das Stabilitätsproblem vielleicht nur am Netzteil des PCs liegt.

    Wenn die Platte an einer anderen Stromversorgung brav arbeitet, hast Du den Worst Case vielleicht gar nicht vorliegen.

    Auch kann der S-ATA-Kabel der Schuldige sein. Tausch es eben.

    Dann kannst Du ja mit einem S.M.A.R.T.-Tool die Betriebsdaten der Platte auslesen, wenn sie erkannt wird - Betriebsstunden und geschriebene Sektoren und eventuell verschobene Sektoren. Von dieser Bewertung ausgehend würde ich dann überlegen, ob eine professionelle Datenrettung bei einem renommierten Unternehmen nicht die bessere Lösung wäre, als herumzudoktorn.


    Für Datenrettung solange der Datenträger noch ansprechbar ist, hätte ich selbst dann vermutlich photorec und testdisk unter Linux benützt, wobei die Chancen auf einer (getrimmten) SSD damit wohl weitaus bescheidener sind, als bei Magnetplatten, was mit der Arbeitsweise der SSD-Controller zusammenhängt (Wear Level).


    Fazit, wenn die Daten wirklich wichtig waren: nach dem Netzteiltest, wenn dieser fehlgeschlagen ist, nicht mehr einschalten, ab zu Ontrack und Co. damit. Kostet halt...

  • Bei SSDs hilft es häufig, sie für ca. eine Stunde (oder länger) ausschließlich an den Strom zu hängen, also ohne Daten. Viele SSDs versuchen sich dann selbst zu reparieren. Ob es auch bei solchen sporadischen Problemen hilft weiß ich jedoch nicht... Aber ein Versuch sollte es ja Wert sein

    Im Internet kursiert dieser Trick: Man soll dabei die Platte nur an den Stromanschluss hängen, aber das S-ATA-Kabel nicht anschließen und eine halbe bis ganze Stunde warten. Angeblich würde dann der Controller in der SSD dann die Zuordnungstabelle reparieren. Bei der Samsung-Platte habe ich das damals versucht, aber ohne ein Ergebnis. Ich halte diese Methode für ein Gerücht, obwohl ich mir einbilde, auf heise einmal etwas darüber gelesen zu haben. Die hatten ja einen SSD-Langzeitbelastungstest, bei dem aufgrund einer Stromspitze zwei SSDs „weggeraucht“ sind.

    Falls jemand den Link findet, bitte posten.

  • Im Internet kursiert dieser Trick: Man soll dabei die Platte nur an den Stromanschluss hängen, aber das S-ATA-Kabel nicht anschließen und eine halbe bis ganze Stunde warten. Angeblich würde dann der Controller in der SSD dann die Zuordnungstabelle reparieren. Bei der Samsung-Platte habe ich das damals versucht, aber ohne ein Ergebnis. Ich halte diese Methode für ein Gerücht, obwohl ich mir einbilde, auf heise einmal etwas darüber gelesen zu haben. Die hatten ja einen SSD-Langzeitbelastungstest, bei dem aufgrund einer Stromspitze zwei SSDs „weggeraucht“ sind.

    Falls jemand den Link findet, bitte posten.

    Ich kann da aus Erfahrung sprechen... War mal (vor nicht all zu langer Zeit) eine Crucial...

  • Bei SSDs hilft es häufig, sie für ca. eine Stunde (oder länger) ausschließlich an den Strom zu hängen

    Im Internet kursiert dieser Trick: Man soll dabei die Platte nur an den Stromanschluss hängen, aber das S-ATA-Kabel nicht anschließen und eine halbe bis ganze Stunde warten. Angeblich würde dann der Controller in der SSD dann die Zuordnungstabelle reparieren. Bei der Samsung-Platte habe ich das damals versucht, aber ohne ein Ergebnis. Ich halte diese Methode für ein Gerücht, obwohl ich mir einbilde, auf heise einmal etwas darüber gelesen zu haben. Die hatten ja einen SSD-Langzeitbelastungstest, bei dem aufgrund einer Stromspitze zwei SSDs „weggeraucht“ sind.

    Falls jemand den Link findet, bitte posten.

    Jup, dieser "Trick" war mir auch bekannt und ich meine den sogar auch auf heise gelesen zu haben ^^ Probiert habe ich dies auch schon aber geholfen hat es leider nichts. Zudem finde ich zu dieser Methode keine aktuellen Informationen außer 2-3 Forenbeiträge wo User dies berichten. Daher sehe ich dies ähnlich wie eripek.




    Die Platte habe ich in einem zweiten separaten System getestet, Kabel mehrfach getauscht,verschiedene Mainboard SATA Anschlüsse getestet etc..


    Haben photorec und/oder testdisk unter Linux Vorteile gegenüber Windows? Da ich testdisk schon unter Windows 7 probiert habe und nach mehrmaligen reboot erkennt testdisk auch die Paltte aber hängt sich dann im weiteren Verlauf auf oder sagt die Festplatte nicht mehr erkennen zu können ||



    Hmmm da sie ja im BIOS kaum erkannt wird. Musst du schauen.


    Was genau meinst du damit? :/



    Ich teste jetzt das ganze jetzt erstmal mit einem anderen Netzteil eventuell bringt es ja was :) Danke schon mal für die zahlreichen Beiträge!

  • Meinte damit, da du ja im BIOS schon die Platte nicht immer siehst, wird die Auswahl eng.


    Bezüglich Testdisk und co ist vermutlich, dass Problem dass versucht wird ein direkter Sektor zu öffnen

  • Ich würde erst einmal probieren, dass die Platte ordnungsgemäß von einem (Linux)-System erkannt wird.

    Wenn es sich wirklich um einen Hardwaredefekt handelt, würde ich die Chance nutzen, um mir ein Abbild der Platte zu ziehen (mit dd).

    Anhand dessen kann ich mir die Partitionen angucken und auch den Gesundheitszustand der Partitionen. Sind diese intakt, können sie direkt gemountet werden und Daten runterkopiert werden. Andernfalls müssen die Partitionen repariert werden (vermutlich NTFS?).


    Wie sehen die Lötstellen der SSD aus? Sind irgendwelche Kontakte gebrochen oder unterbrochen?


    Nach welcher Art von Daten suchen wir hier eigentlich? photorec ist z.B. sehr gut für Mediendaten (Bilder, Videos), weil es randomisiert über die Sektoren schaut und versucht Datenblöcke Dateien zuzuordnen - gerade weil es weis, wie z.B. JPEG-Daten aufgebaut sind. (Und das funktioniert auch auf stark beschädigten Datenträgern gut.)

  • Hay,


    es wäre vielleicht auch einmal eine Idee, die SSD in ein externes USB-Gehäuse zu verfrachten und extern anzuschließen. Manchmal sind externe SATA-Controller "dumm genug", die Platte einfach durchzuwinken, während BIOS da manchmal anspruchsvoller ist.


    CU, Peter

    Peter Kleemann // https://www.pkleemann.de // +49 621 1806222-0 // Kann Programme, Internet, Netzwerke und Telefon.

  • Zum clonen eignet sich ddrescue (es gibt 2 davon) besser. Das versucht im ersten Anlauf jeden Sektor nur genau 1mal zu lesen. Wenn die Platte dann hängt, dann ddrescue einfach abbrechen, die Platte resetten (externes Gehäuse aus und wieder einschalten) und dann ddrescue wieder starten.

    "Security is like an onion - the more you dig in the more you want to cry"

  • Äußerlich sieht die Platine / Lötstellen in Ordnung aus. Ich lade aktuell das Live System von Knoppix und probiere damit die Festplatte (NTFS) zu mounten, falls diese erkannt wird.


    Wichtige Daten wären: Dokumente (docx, pdf, txt), Bilder (überwiegend jpeg)




    Hay,


    es wäre vielleicht auch einmal eine Idee, die SSD in ein externes USB-Gehäuse zu verfrachten und extern anzuschließen. Manchmal sind externe SATA-Controller "dumm genug", die Platte einfach durchzuwinken, während BIOS da manchmal anspruchsvoller ist.


    CU, Peter

    Du weißt nicht zufällig welche das genau wären? :D Ich hab jetzt schon mal auf verdacht 2 geordert. (Inateck u. ORICO)




    Zum clonen eignet sich ddrescue (es gibt 2 davon) besser. Das versucht im ersten Anlauf jeden Sektor nur genau 1mal zu lesen. Wenn die Platte dann hängt, dann ddrescue einfach abbrechen, die Platte resetten (externes Gehäuse aus und wieder einschalten) und dann ddrescue wieder starten.

    Also wenn ich es schaffen sollte die Festplatte überhaupt ansprechen zu können klingt das nach einer super Option! Lese mir gerade diese Anleitung durch und werde das mal morgen ausprobieren.

  • Hay,

    Du weißt nicht zufällig welche das genau wären? Ich hab jetzt schon mal auf verdacht 2 geordert. (Inateck u. ORICO)

    lol, da habe ich ja was richtig "teures" (Sharkoon). Aber bei sowas tendiere ich glatt zu billiger ist besser, weil da weniger Mühe auf saubere Implementation gelegt wird und dabei steigen die Chancen, dass sie dumm genug ist - für echten Betrieb dann aber eher ungeeignet :D . Persönliches Gefühl :D


    CU, Peter

    Peter Kleemann // https://www.pkleemann.de // +49 621 1806222-0 // Kann Programme, Internet, Netzwerke und Telefon.

  • Hay,

    lol, da habe ich ja was richtig "teures" (Sharkoon). Aber bei sowas tendiere ich glatt zu billiger ist besser, weil da weniger Mühe auf saubere Implementation gelegt wird und dabei steigen die Chancen, dass sie dumm genug ist - für echten Betrieb dann aber eher ungeeignet :D . Persönliches Gefühl :D


    CU, Peter

    Im großen und ganzen war das meinerseits Ironie :D Gekauft habe ich die Produkte rein zur Hilfe der Datenrettung und da dachte ich mir auch je billiger desto "dümmer" könnten die ja sein. 8o Ich würde dir zu Gute ja auch noch die von Sharkoon kaufen aber ich probiere es erstmal mit den aktuell neu gewonnen Möglichkeiten.

  • Wahnsinn! Ich habe vorhin mit Hilfe von der Knoppix LiveCD + ddrescue geschafft die komplette Festplatte (ohne einen einzigen Fehler!) auf eine neue Festplatte spiegeln zu können. Ein sehr großes Dankeschön an vmk und natürlich auch an alle anderen für die super Hilfe!


    Da unter Knoppix die Festplatte reibungslos erkannt wurde und ddrescue ohne Probleme durchlief habe ich langsam die Vermutung, dass die Festplatte keinen wirklichen Defekt hatte. Ich vermute das Problem aktuell eher bei Windows im Zusammenhang mit der Festplatte (Schreibfehler, Speicherfehler etc.). Werde die Festplatte aber aktuell nicht weiter untersuchen und erstmal in die Schublade zu den anderen legen ^^



    Datensicherung:


    Um diese Strapazen zukünftig zu vermeiden würde ich gerne auf deine Datensicherung zurückgreifen. Erst habe ich überlegt die wichtigen Daten in die Cloud zu schieben, da auf der Festplatte aber tausende private (Kinder)Fotos liegen, wollte ich dies eher vermeiden und eine halte eine lokale Sicherung hierbei für optimaler. Jetzt ist die Frage, da ich mich mit Windows und deren Datensicherung weitestgehend nicht auskenne, wie man die und welche Daten man sichern sollte:


    - Täglich/Wöchentlich ein komplettes Image der Festplatte erstellen und extern speichern?

    - Täglich/Wöchentlich Backup der wichtigen Ordner (Konfigurationsdateien, Dokumente, Fotos etc.)


    Was würdet Ihr vorschlagen? Und wie könnte man dies genau realisieren? Backup Programm + externe Festplatte oder besser über ein kleines NAS (Kostenfaktor). Zudem sollte das ganze benutzerfreundlich und eigenständig ablaufen ohne zutun meiner Bekannten.

  • Klassische CD Spindel wäre ne Option. Die ist halt händisch zu erstellen. Aber sollten die meisten hin bekommen.


    Sonst gibt es bei einigen NAS Systemen Backup Tools aber, da scheitert es meist am Preis.